Am 22. Juni war es soweit: Unser Yakitori-Turnier ging ins zweite Jahr. Terminlich war es dieses Jahr etwas komplizierter. Wir mussten unseren ursprünglichen Termin Anfang Juni verschieben, weil uns ein polnisches Turnier zuvor gekommen war. Das führte leider auch dazu, dass der Zeitraum während der Fußball-EM lag. Das wiederum führte dazu, dass Hotelplätze wenig und überteuert waren, wodurch wir sehr viele Absagen zu verzeichnen hatten, nachdem alle 88 Plätze zunächst innerhalb von drei Tagen ausgebucht waren.
Nachdem also über 50 Leute abgesagt hatten, gab es immerhin noch 76 Teilnehmer, mit denen wir ins Turnierwochenende gestartet sind. Darunter gab es natürlich auch wieder jede Menge BMCler, um genau zu sein 17(!), darunter auch mit Alfons, Ou und Christoph drei, für die es das erste Turnier war.
Spielort war wieder ein Konferenzraum beim Landessportbund Berlin, dem wir an dieser Stelle wieder herzlich für die Zusammenarbeit danken wollen und hoffen, dass wir auch im nächsten wieder die Räumlichkeiten nutzen können. Diesmal – soviel sei vorweg genommen – gab es auch überhaupt keine Probleme während des Turniers. Von offenen Türen bis zum Kaffee war für alles gesorgt. An dieser Stelle auch vielen Dank an alle Clubmitglieder, die bei den Vorbereitungen und beim Turnier selbst geholfen haben. Es ist immer ein großer Gemeinschaftsaufwand, aber mit lohnendem, wunderschönem Ergebnis.
Der Turniermodus war wieder der gleiche wie letztes Jahr: 6 Hanchans Round Robin ohne doppelte Gegenspieler, in Hanchan 7 wurde dann in Brackets von 16 Spielern gesetzt und der finale Hanchan wurde nach Ranking gesetzt, sodass Tisch 1 einem “final table” gleichkam. Ursprünglich hatten wir überlegt, beim letzten Hanchan die Spielzeit um 15 Minuten zu erhöhen, damit die Wahrscheinlichkeit, besonders bei den vorderen Tischen, erhöht wird, dass der Hanchan beendet wird, aber am Ende haben wir das einfach vergessen zu verändern. Vielleicht nächstes Jahr dann.
Das Mittagessen aber haben wir verändert. Nachdem die Resonanz letztes Jahr auf unsere “Lunchpakete” verhalten ausgefallen war, haben wir dieses Jahr beim Restaurant “Meet you” ein Mittagsbuffet angefragt. Und es war wirklich sehr gut. Bereits auf den Fotos werdet ihr feststellen, wie lecker es war. Herzlichen Dank an das Team von “Meet you”!
Da wir dieses Jahr außerdem den Essraum permanent dazu gemietet haben, konnten die Spieler nach Beenden des Hanchan den Raum direkt als Pausenraum nutzen. Das führte auch zu einem geringeren Lärmpegel im Spielsaal. Im Pausenraum hatten die Spieler eine große Auswahl an Obst und Snacks sowie Getränken.
Nachdem letztes Jahr noch Junyu und ich als Schiedsrichter zum Einsatz kamen, hat dieses Jahr Yufan Junyus Platz eingenommen, der dieses Jahr selbst spielen wollte. Wir als Schiedsrichter hatten tatsächlich nicht besonders viel zu tun. Ein paar Spiele in der App löschen, die falsch eingetragen wurden, ein paar Chombos vergeben, aber größere Streitfälle oder Beschwerden blieben aus, was natürlich der mittlerweile sehr versierten Spielerschaft zu verdanken ist.
Nach Tag 1 standen die Berliner sehr gut da! Wenjia führte die Tabelle an und in den Top 10 waren außerdem noch Malte (5.) und Junyu (7.) vertreten. In den Top 15 kamen sogar noch Ou (11.), Zuokan (12.), Kris (13.) und Songqing – der amtierende Champion – (15.) dazu, somit stellten wir fast 50% der ganz vorderen Plätze. An Tag 1 gab es nur einen Yakuman zu verzeichnen: Kokushi musou von Timur!
Tag 2 begann dieses Jahr, wie bereits erwähnt, pünktlich. Von technischer Seite lief auch alles glatt. Sowohl Beamer als auch Klimaanlage leisteten gute Dienste. Die Turnier-App, der wir seit dem letzten Jahre mehrere Updates geschenkt hatten, führte auch zu weniger Verwirrung bei den Benutzenden.
Nachdem das wieder köstliche Mittagessen eingenommen worden war, ging es in die heiße Phase. Die letzten zwei gesetzten Hanchans standen an. In Hanchan 7 standen sich Zuokan und Wenjia an einem Tisch gegenüber. Nachdem Oleksii den Tisch zu Beginn dominierte, konnte sich Wenjia zurückkämpfen und dank eines direct hits mit Chanta, dora 3, auf Oleksii sicherte sich Wenjia einen Platz an Tisch 1 im letzten Hanchan.
Der Final Table
An Tisch 1 im letzten Hanchan nahmen Platz:
Jinghan: Er hatte bis dahin ein sehr starkes Turnier gespielt und führte die Tabelle seit Hanchan 6 an.
Wenjia: Seit Hanchan 3 immer in den Top 3 dabei.
Ruud: Dieses Jahr der einzige Holländer im Turnier, da parallel die Dutch MCR-Open stattfand.
Mateusz: Durch einen Yakuman an Tag konnte er sich nach vorne katapultieren.
Und so war der Punktestand vor dem finalen Hanchan:
Jinghan 177.200
Mateusz 161.500
Wenjia 161.200
Ruud 121.200
Jinghan hatte also noch einen guten Vorsprung und fast jeder zweite Platz würde ihm zum Titel reichen. Mateusz und Wenjia mussten für den Titel wohl den Hanchan gewinnen und gleichzeitig hoffen, dass Jinghan höchstens Dritter wird. Und Ruud brauchte für den Titel schon ein kleines Wunder.
Der Hanchan ging direkt mit einem Paukenschlag los: Mateusz erwischte Jinghan, der als Oya gestartet war, mit einer dama Sanshoku, Junchan, Dora 1 Hand: Haneman.
Score:
Mateusz 42000
Wenjia 30000
Ruud 30000
Jinghan 18000
In Ost 2 gewann Ruud einen Yakuhai, Dora 1 Tsumo und in Ost 3 Jinghan ein Riichi, Tsumo, bevor in Ost 4 noch Ruud mit Yakuhai, dora 3 ein direct hit auf Jinghan gelang.
Nach der Ostrunde sah der Score wie folgt aus:
Mateusz 40800
Ruud 38400
Wenjia 28300
Jinghan 12500
Plötzlich konnten sich Wenjia und Mateusz also sehr gute Hoffnungen auf den Titel machen. Für Mateusz war der Plan einfach: Er musste lediglich vor Wenjia bleiben, dann würde ihm bereits ein zweiter Platz ausreichen. Wenjia hingegen musste zwingen vor Mateusz landen, um das Turnier gewinnen zu können – vorausgesetzt Jinghan würde es nicht schaffen, sich noch mal zurückzukämpfen.
Und so begann die Südrunde:
Mateusz erzielte in Süd 1 einen Yakuhai Nomi Hit auf Jinghan, also alles nach seinem Plan:
Mateusz 41800
Ruud 38400
Wenjia 28300
Jinghan 11500
Süd 2 wollte Wenjia ausnutzen, denn immerhin war seine letzte Chance als Oya. Und tatsächlich! Ihm gelang ein Riichi, Tsumo, Dora 1, was ihm 7800 einbrachte plus eine Riichi bet von Ruud:
Mateusz 39200
Wenjia 37100
Ruud 34800
Jinghan 8900
Nach aktuellem Stand würde das Mateusz für den Titel reichen. Wenjia musste also noch was tun. Vielleicht direkt in seiner Renchan-Runde als Oya? Nein! Die ging an Ruud mit Toitoi, Yakuhai, wieder ein direct hit auf Jinghan, der mittlerweile natürlich auch nicht mehr defensiv spielen konnte.
Ruud 40300
Mateusz 39200
Wenjia 37100
Jinghan 3400
Ruud konnte die Spitze übernehmen. Aber zum Titel würde es nicht reichen. Dafür war der Rückstand von 50k Punkte vor dem Hanchan zu groß. Aktuell würde immer noch Mateusz den Titel holen können, da er vor Wenjia platziert war und Jinghan abgeschlagen auf Platz 4. Die Chancen für Wenjia schwanden, aber in Süd 3 kam er in Turn 14 in Tenpai mit einer Pinfu Hand, entschied sich aber aufgrund der wenigen verbliebenen Steine gegen ein Riichi. Ein bisschen Schade, denn er hätte Ippatsu Tsumo gewonnen. So war es nur ein Pinfu, Tsumo, Dora 1 für 2700 Punkte. Der Score vor All Last war also:
Ruud 39000
Wenjia 39800
Mateusz 38500
Jinghan 2700
Somit würde sich Wenjia den Titel sichern können. Etwas schade, weil theoretisch ein Mangan in der letzten Runde möglich war und somit die Situation im All Last besser gewesen wäre. Mateusz war Oya in All Last, er würde also zunächst in jedem Fall die Hand gewinnen müssen oder Tenpai erreichen, damit es weitergeht. Wenjia würde jeder Sieg reichen bzw. auch Siege von Jinghan und Ruud, solange sie kein direct hit auf ihn selbst sind. Grundsätzlich schien also eine defensivere Spielweise nützlich.
Kurz bevor die zweite Reihe der Steine abgelegt worden war, rief Mateusz “Riichi!”. Ruud hatte bereits seine Hand für offenbar Tanyao geöffnet. Wenjia musste jetzt hoffen, dass Ruud durch Tsumo oder einen Abwurf eines anderen Spielers gewann, ansonsten würde ihn Mateusz überholen. Er spielte defensiv gegen Mateusz und warf einen sicheren Stein ab und plötzlich “Ron!”. Ruud hatte den Stein zum Sieg gebraucht. Die Steine fielen auf den Tisch: Tanyao! Nomi! Keine Dora! Und somit war es die fehlende Dora in Kombination mit der Riichi-Ansage von Mateusz, die dafür sorgte, dass trotz des Reinspielens Wenjia vor Mateusz blieb und sich somit den Titel sichern konnte!
Ruud 41000
Wenjia 38800
Mateusz 37500
Jinghan 2700
Am Ende war es der Abstand von gerade mal 1300 Punkten, der den Unterschied zwischen Turniergewinn und Platz 2 ausmachte.
Was für ein Hanchan! Der Final Table hatte es wirklich in sich, an Spannung kaum zu überbieten.
Und somit waren wir als Berliner Veranstalter am Ende sehr glücklich, dass auch im zweiten Jahr der Titel zu Hause blieb und Wenjia die Trophäe von Songqing übernehmen konnte.
In den Top 10 waren außerdem noch Junyu, Oliver und Zuokan vertreten von unserem Club, die alle einen hervorragenden zweiten Tag spielten.
Am Ende ehrten wir die Top 8 Plätze mit Schokoladentafeln und die Top 3 mit wunderschönen Pokalen. Wenjia gewann als bester Deutscher zusätzlich noch den Titel “Deutscher Riichi Champion” und darf damit als Wildcard mit zur Europameisterschaft in Valencia im Dezember fahren. Außerdem haben wir noch Preise an die insgesamt 5 Yakumans verteilt, davon viermal Kokushi musou und einmal Suuankou. Glückwunsch an alle Gewinner!
Unser Turnier heißt aber nicht umsonst Yakitori Open: Auch in diesem Jahr gab es wieder den Special Yakitori Award für den Pechvogel mit den meisten Yakitori-Hanchans. Den Titel konnte sich dieses Jahr Mert abholen mit 4 Yakitori-Hanchans. Neben einem schönen Pokal gibt es für Mert freien Eintritt beim Turnier im nächsten Jahr.
Wir freuen uns bereits jetzt auf die Yakitori Open 2025 und hoffen, dass ihr alle wieder dabei seid!